Sandfliegen! Diese Biester! Mein rechtes Bein und mein Rücken sehen aus wie ein Streuselkuchen und es juckt wie die Hölle! Bloß nicht kratzen. Ja das kommt davon, wenn man zu lange am Strand liegt!
Ankunft in Phnom Penh, der Hauptstadt von Kambodscha. Ein bisschen Kultur und Geschichte “saugen”! Der Königspalast
ist leider zu Ehren des kürzlich verstorbenen ehemaligen Premierministers Sihanouk geschlossen. Trotzdem gibt es einiges zu sehen! Und auch des Backpackers beste Freunde, die TUK TUK – Fahrer, sind hier in Massen vertreten und du kommst keine zwei Meter weit, ohne dass jemand “Hello Mister, TUK TUK, where you wanna go to? Maybe tomorrow?” ruft. Nach dem tausendsten Mal antworten “thank you, no transport”, hat man sich daran gewöhnt und baut automatisch Ignoranz auf!
Schön ist sie schon, die Hauptstadt. Etwas ruhiger als Ho Chih Minh City und die Leute können es, das Lächeln! Hier ist auch der Mekong wieder. Er teilt sich hier in die beiden Flüsse die Richtung vietnamesische Grenze fließen und dort das Mekong Delta entstehen lassen!
Nahe am Flussufer habe ich mich in einer kleinen Seitenstraße mit netten Lokalen und einigen Gästehäusern einquartiert. Nebenan gönne ich mir erst mal ein dickes Steak und dazu im Lieblingsflaschenformat 0,666 l ein kühles Anchor Bier. Morgen: Geschichtsunterricht!
Jeder Besucher Phnom Penhs will sie sehen und sollte sie auch gesehen haben, die
KILLING FIELDS
von Choeung Ek etwas außerhalb Phnom Phens. Hier an diesem Ort wird einem erst so richtig bewusst, was damals im Bürgerkrieg tatsächlich für schreckliche Dinge passiert sind!
Am 17 April 1975 marschierten die roten Khmer unter dem Regime von Pol Pot in Phnom Penh ein und machten aus der Stadt innerhalb kürzester Zeit ein “offenes Gefängnis”.
Ziel der roten Khmer war es, Kambodscha in ein Land reiner Agrarwirtschaft umzuwandeln! Alle Akademiker und alle Leute die Brille trugen, englisch sprechen konnten oder keine geschundenen Hände hatten wurden von ihnen hingerichtet; auf brutalste Art und Weise: Männern wurde der Kopf abgehackt, schwangeren Frauen wurde bei lebendigem Leib das Kind aus dem Bauch geschnitten und Kinder wurden zu Tode geprügelt. Alle anderen wurden aufs Land vertrieben und mussten dort unter schlimmsten Bedingungen bis zu 16 Stunden am Tag als Sklaven arbeiten.
Innerhalb kürzester Zeit wurde Phnom Penh so zu einer Geisterstadt!
Genau kann niemand sagen, wie viele Kambodschaner unter Pol Pot und seiner Armee in den drei Jahren von 1975 bis 78 verstarben! Entweder durch Hinrichtung oder weil sie während der Sklavenzeit verhungerten oder an Krankheit starben. Geschätzt werden bis zu zwei Millionen Menschen!
Die Vietnamesen setzten dem Pol Pot Regime schließlich im Januar 1979 ein Ende, als sie in Phnom Penh einmarschierten und die roten Khmer flüchteten.
Besucher der Gedenkstätte von Choeung Ek werden durch die einzelnen Stationen geführt und ihnen die Geschichte per Audioguide nahegebracht. Auch wenn auf dem Gelände, außer den Massengräbern, nicht viel zu sehen ist, ruft das damals Geschehene eine gedrückte Stimmung hervor.
Ein weiteres Zeugnis des Krieges ist eine altes Schulgebäude, das Tuol Sleng Museum im Zentrum der Stadt, welches damals zum Gefängnis S21 umfunktioniert wurde. Fotos der zu Tode Misshandelten, Zellen und Folterbänke aus der Zeit lassen den Besucher nachdenklich werden! So lange ist das nicht her! Gerade mal 35 Jahre!
Die Tage darauf ein bisschen Stadtbesichtigung: ein paar Tempel und Museen anschauen, an der Uferpromenade entlangschlendern und die Busfahrt weiter Richtung Westen buchen…und jegliche abartigen Angebote auf der Straße ignorieren!
So sitze ich nun in einem alten Linienbus auf den Schlagloch – Highway 5 nach Battambang. Vorne in der Mitte über dem Fahrer hängt, wie fast bei jedem Langstreckenbus, ein riesen LCD – Fernseher aus dem Karaoke Musik dröhnt. Mein Sitz ist defekt und lässt sich nicht mehr zurückklappen. Aber wenigstens bläst die Klimaanlage, die dem dröhnenden Dieselmotor bestimmt die Hälfte der Leistung abverlangt. Der vor mir sitzende junge Knirps drückt ständig auf irgendwelchen Knöpfen seines Klavier – Spielzeuges herum und in pfeifendem Ton lauft schon das 236igste Mal “Bruder Jakob”!
Viel Spaß für die nächsten sechs Stunden!
Weitere Bilder von Kambodscha, Phnom Penh und den Killing Fields gibt´s in der Galerie!
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Dezember 26th, 2012 um 18:21 Uhr