Jetzt werden die Expressbusse schneller. Vom Norden der Hauptinsel Viti Levu geht es weiter Richtung Osten in die fijianische Hauptstadt Suva.
Mittagszeit, die Sonne knallt vom Himmel. Madlen und ich haben uns auf ein hochgelobtes, privates Bed and Breakfast versteift, dort wollen wir hin. Vollbepackt mit unseren schweren Rucksäcken kämpfen wir uns in der Mittagssonne den Berg hinauf, und hören, mit einem Staunen der Chefin,
dass wir uns hierher geplagt haben, dann den von uns so gehassten Satz “Sorry, fully booked!”. Zum Glück gibt es rund um die Innenstadt genug Unterkünfte, und nach einigem Suchen, wobei wir einige inakzeptable Unterkünfte gezeigt bekamen, endlich doch noch ein Glücksgriff. Ein sauberes, großzügiges Zimmer in einem Motel etwas außerhalb der Innenstadt.
Gestresst von der Anreise und der Suche nach einem Schlafplatz, lassen wir noch weitere Nerven: Unsere Mägen knurren und jetzt hat heute, an einem Sonntag, selbst hier in der Hauptstadt kaum ein Restaurant geöffnet. Unsere Suche findet doch noch ein gutes Ende und wir werden mit einem opulenten, leckeren, “you want it “hot”*)” Abendessen beim Inder, der zugleich zu unserem Stammlokal für die nächsten Tage auserkoren wird, belohnt.
Am nächsten Morgen starten wir mit neuer Energie einen Stadtrundgang, natürlich zu Fuß, denn das Stadtzentrum ist klein und übersichtlich. Vorbei an den Regierungsgebäuden und durch kleine Parks statten wir dem Fiji – Museum einen kurzen Besuch ab, um etwas über die Geschichte des Landes zu erfahren. Ein Bummel durch die Souvenirläden der Innenstadt darf natürlich auch nicht fehlen. Nach einer kleinen Stärkung im Café einer der modernen Shoppingmalls lassen wir uns auch die Wachablösung am Regierungsgebäude, die mehrmals täglich stattfindet, nicht entgehen und unterdrücken ein heftiges Lachen, als sich die beiden Wachmänner vor dem Parlament, im Gleichschritt aufeinander zulaufend, gegenseitig anschreien. Mit einem Spaziergang, vorbei am Hafen, am Meer entlang, wo uns ein sensationeller Sonnenuntergang präsentiert wird, klingt der Fiji – Kulturtag aus.
Auch die Natur fehlt in Suva nicht. Am Rande der Stadt befindet sich der “Colo-i-Suva” Nationalpark, der mit schwierigeren Pfaden wie in Australien ausgebaut ist und in dem wir, nach der Anmeldung im Rangerhaus und der Warnung vor Räubern, eine Wasserfall – Klettertour starten.
Das steckt uns sofort an! Wir wollen weiter, trekken, wandern, durch den Dschungel und, so wie in Navala mit Familienanschluss übernachten. Somit verlassen wir Suva am nächsten Tag und fahren weiter an der Südküste entlang bis ins kleine Städtchen Navua. Ins Landesinnere geht es ab hier nur mit dem Boot, welches zwei mal täglich, morgens und abends, die Dorfbewohner zum Markt bringt und wieder nach Hause.
Mit staunenden Blicken der Dorfbewohner besteigen wir das Longboat und fahren, vorbei an unzähligen Wasserfällen, den seichten und mit Stromschnellen durchzogenen Fluss stromaufwärts! Nicht allein nur durch den plötzlich einsetzenden Regen durchnässt erreichen wir nach zweieinhalb Stunden Holzbank sitzen und einer gerade noch entgangenen Kenterung die “Navua Upriver Lodge”. Wir sind in der vor sieben Jahren eröffneten Lodge die ersten deutschen Gäste und so werden wir auch behandelt. Der Besitzer, Jim, der aufgrund unseres Anrufes extra aus Suva angereist ist, vermietet uns für zwei Nächte seinen Privatbungalow. Strom gibt´s aus dem Solarakku und Wasser aus der Regenaufbereitung! Jetzt sind wir wirklich weg von der Zivilisation – der extreme Gegensatz zum Leben der an der Küste entlanglaufenden Straße.
Am nächsten Tag starten wir mit Jim eine Tour durch den Dschungel. Er will uns das Dorf zeigen. Zuerst müssen wir jedoch über den Fluss wo bereits das Schlauchboot, das Jim im Morgengrauen für uns aufgepumpt hat, bereitliegt. Der vom gestrigen Regen aufgeweichte Boden lässt uns den Berg hinauf bis zu den Knöcheln im Schlamm versinken und bergabwärts auf dem Hosenboden ins Tal zurückrutschen, bis wir nach zwei Stunden das kleine Dorf erreichen!
Zur Begrüßung überreichen wir dem Dorfoberhaupt etwas Kava – Pulver das sofort für unsere Begrüßungszeremonie zubereitet wird. Kein Zurück – Kava trinken…sonst sind die Leute beleidigt!
Nach ich weiß nicht mehr wie vielen Runden Kava treten wir mit der bereits einsetzenden, leicht berauschenden Wirkung des Getränkes den Rückweg an und beenden, um unsere Sinne wieder aufklaren zu lassen, den Tag mit einem Bad im strömenden Fluss.
In aller Herrgottsfrühe reisen wir mit dem Longboat und den Dorfbewohnern zurück nach Navua und genießen den Blick auf die verschwindenden Nebelschwaden zwischen den Bergen.
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*) hot: darunter versteht man sowohl in Südostasien als auch hier nicht “heiß”, sondern “extrem scharf”
Jürgen Schneider
Oktober 3rd, 2015 um 10:35 Uhr