Diesmal ist es nicht der Zug vor meiner Nase oder die verfrühte Fähre auf eine Insel, wie es mir in Vietnam erging! Nein, diesmal ist es der erste Eindruck, das erste Gefühl, das Sydney gleich nach unserer Ankunft am Bahnhof vermittelt: abgefahren!
Mit einer Stunde Verspätung erreicht der Countrylink – Zug die Metropole. Am Hauptbahnhof laufen, oder fallen die Menschen, vom Hippie bis zum
Schlippsträger kreuz und quer von Bahnsteig zu Bahnsteig was Madlen und mir die Orientierung, das richtige Anschlussgleis zu finden, erschwert!
Der verdiente (und auch notwendige) Erholungsfaktor des Zwischenstopps in “the middle of “wup wup” * ”, in Junee, einem kleinen Örtchen in etwa auf halber Wegstrecke zwischen Melbourne und Sydney, ist hiermit sofort wieder auf Null gesunken! In Junee war es ruhig, keine Einkaufsmeile (nur ein kleiner Tante Emma Laden), keine Menschenseele, nur der Dicke hinter dem Tresen des Pubs, die einzige Übernachtungsmöglichkeit im Ort, stach ins Auge. Um uns vom Stadtflair Melbournes dort zu erholen, besichtigten wir die Ortschaft ohne jegliche Ortskenntnis (die Touristeninfo war “seltsamerweise” geschlossen) und wären die Straßen nicht geteert und nicht gelegentlich ein Auto durchgefahren, wäre dieser Ort unheimlich, wildwestlich, wie man ihn aus US – Western kennt.
Hier in Sydney haben wir uns nun im Stadtviertel Kings Cross einquartiert in dem abends der Bär steppt. “Abgefahren” trifft auch auf die Jugendlichen zu, die in diesem Viertel abends, gerade jetzt am Wochenende, durch die Straßen ziehen. Mit hohen Absätzen stolpern die jungen Frauen über die Bordsteine und brauchten mindestens den halben Karfreitag um sich durch ihr Styling dem Party – Konkurrenzkampf stellen zu können. Osterparty…wir haben den Wochentag, das Datum, vergessen; so ist es beim Reisen; der falsche Zeitpunkt für Sydney??
Zur Innenstadt ist es nicht weit! Erstes Ziel, ganz klar, das wofür Sydney berühmt ist! Das Opera House und die Harbour Bridge am Circular Quay. Ja, auch hier “Ostern”, man merkt es an den Menschenmassen und daran, dass auf den Weg dorthin alle Cafés geschlossen sind, was in uns, so früh am Morgen, beinahe Entzugserscheinungen hervorruft.
Auch in Sydney hat man sich, wie in Melbourne, schnell zurecht gefunden! Der rechteckige Straßenverlauf führt uns zwangsweise immer wieder zur Einkaufsmeile an der George Street wo wir die Nobel – Einkaufszentren durchforsten, durch die unzähligen Foodcourts, wo die Banker ihr Mittagsmahl zu sich nehmen, schlendern und uns in der German Bakery ein 4 – Dollar – Butterbrezl gönnen. An der Ecke zur Park Street entdecken wir bald eines der von uns aus Tasmanien bekannten Pubs, an die wir uns so gewöhnt haben und das wir hier sofort zu unserem “favorite pub in Sydney” küren. Von hier lässt sich jeden Abend durch das Fenster ein in den australischen Städten wichtiges Hobby betreiben: people watching! Unsere grinsenden Gesichter sprechen nur ein Wort: abgefahren!
Die Top – Attraktionen lassen wir uns nicht entgehen. Mit der teuren Multi – hiermit kommst du überall rein – Eintrittskarte “erklimmen” wir den Fernsehturm, der einen Blick bis in die Blue Mountains ermöglicht und besichtigen (multi) zusätzlich das “Sydney Aquarium”. Hier am Darling Harbour, wo Unterhaltungskünstler und Didgeridoo – Spieler Trauben von Zuschauern um sich scharen, starten wir mit der Monorail (eine einspurige Hochbahn) unsere eigene kleine Stadtrundfahrt – Sydney aus 10 Meter Höhe!
Ein bisschen Meer und Strand gefällig! Klar in Sydney ist alles möglich! Mit der Fähre geht´s rüber zum Manly Beach und wir begeben uns auf einen “die schönsten Blicke in die Ferne” – Rundgang um die Halbinsel mit einer Einkehr zum Schluss, wir hätten es beinahe übersehen, im “Bavarian Bier Cafe” – Schnitzel und Weißbier! Was für ein wunderbarer Ausklang für den Tag!
Nach komplizierter “wie fahre ich Bus in Sydney” – Recherche erreichen wir am nächsten Tag auch noch Bondi Beach! Baden, surfen – Fehlanzeige…heute hat leider der Regen gewonnen!
Ja, abgefahren!
Der erste Eindruck täuscht nur selten!
weitere Bilder in der Galerie “Australien – der Osten”
* “wup wup”: Ein mir unbekannter Ausdruck, den ich von einem urigem Australier am Bahnhof gelehrt bekam! “In the middle of “wup wup”” bedeutet soviel wie “im Nirgendwo” oder “am A….. der Welt”!
Marlene
April 12th, 2013 um 20:21 Uhr